Donnerstag
21.08.
Beskid Śląski:
Przełęcz Kubalonka
→
Schronisko
na Przysłopie pod
Baranią Górą
Schlamm, Pfützen, eine Diva und die
„Gute sozialistische Zeit“
Gedämpfte Stimmung
beim Blick aus dem Fenster: Starkregen . Kein Wunder, dass die
Wisła (Weichsel)
am Morgen schon angeschwollen
war.
Mit dem
Bus fuhren wir auf den 758 m hohen Pass
Przełęcz Kubalonka.
Nur wenige
Kilometer entfernt am Jablunka-Pass [1939 polnisches Gebiet] begann durch
einen Kommunikationsfehler der 2. Weltkrieg 5 Tage früher als allgemein
bekannt.
Mehr Info hierüber
Da für den
Nachmittag besseres Wetter vorhergesagt war, begaben wir uns in eine
kleine Gaststätte am Pass, wo bereits am
Morgen ein Holzofen Wärme
spendete.
Trotz Regens marschierten wir gegen 11:00 Uhr los, da wir an einer
Wetterbesserung zweifelten.
Auf schmalen verschlammten und mit
großen Pfützen übersäten Pfaden ging es beschwerlich voran. Durch das hohe
nasse Gras waren die Wanderhosen und –schuhe rasch durchnässt.
Glücklicherweise hörte der Regen nach 2 Stunden langsam auf.
Mittagsrast
machten wir auf einem größeren Stapel Holzbalken, der für den Neubau einer
Kapelle geplant waren. Die Kirche wird der
Kościół Matki Bożej Fatimskiej
(Kirche der Gottesmutter aus
Fatima) gewidmet.
Kaum hatten wir unsere Brote ausgepackt, kam eine Katze zugelaufen und
setzte sich mit bettelndem Blick vor uns. Wanderkollege Klaus bot ihr Käse
und Brot an. Beides verschmähte sie. Stattdessen putzte sie sich ausgiebig
das Fell und entfernte sich laut miauend, da sie als verwöhnte Diva nicht
die erwartete Aufmerksamkeit erfahren hatte.
Nach einigen kurzen Auf- und
Abstiegen erreichten wir die Czarna
Wisełka (Schwarze Wiselka), der wir einige hundert Meter folgten.
Die
Wisła (Weichsel) wird aus
zwei Quellflüssen gespeist, aus der
Biała Wisełka (Weißen Wiselka)
und der Czarna Wisełka (Schwarzen Wiselka), die im Jezioro Czerniańskie
(Weichsel-Stausee)
zusammenfließen.
Insgesamt 1.047 km ist die Wisła (Weichsel) lang und damit der
längste Fluss Polens.
Nach einem letzten
strammen Aufstieg erreichten wir die
Schronisko na Przysłopie pod
Baranią Górą. Schon das äußere Erscheinungsbild weckte Erinnerungen an die
sozialistische Zeit. Unser erster Eindruck erwies sich als zutreffend:
Spartanisch ausgestattet, Betten mit löchrigen Matratzen,
Balkonverkleidung mit Lücken,
abbröckelnder Putz von
den Wänden, lauwarmes Wasser - zum
Duschen zu kalt ....
Die Berghütte war gut besucht und beim Abendessen blieb kein Tisch
unbesetzt:
Um 20:00 Uhr war Zapfenstreich, der Wirt schickte uns auf die Zimmer. |
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Unterkünfte und
Wanderstrecke
Weitere Bilder der Wanderung
Der
Pass
Przełęcz Kubalonka
im Regen
Verwöhnte Diva an der
"Kirche der
Gottesmutter aus Fatima"
Am Jezioro
Czerniańskie (Weichsel-Stausee) beginnt der Fluss Wisła
(Weichsel) |
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Freitag
22.08.
Beskid Śląski:
Schronisko na Przysłopie pod Baranią Górą
→ Szczyrk
Bergpanorama, Frauenpower und Abschied
vom Beskiden-Hauptweg
Hervorragendes
sonniges, kühles Wanderwetter brachte frischen Schwung zum Tagesbeginn.
Dieser war auch für den steilen Aufstieg zum
Barania Góra (Widderberg) 1.220 m notwendig.
Nach ca. einer
Stunde erreichten wir dann den stählernen Aussichtsturm auf dem Barania
Góra (Widderberg). Von der Plattform auf dem Turm bot sich eine
herrliche Rundumsicht: im Osten auf das Massiv des
Babia Góra (Altweiberberg),
im Westen auf den Wielka Czantoria (Großer
Czantory-Berg) und im Norden
auf den Skrzyczne (Rauhkogel), den höchsten Berg der Schlesischen
Beskiden.
Auf einem sehr schmalen, steinigen Pfad ging es zunächst hinunter zum
Pass Przełęcz nad Roztocznym.
Am
Magurka Wiślańska (1.140
m) verabschiedeten wir uns vom
Główny Szlak Beskidzki (Beskiden-Hauptweg).
Vor
3 Jahren hatten wir unsere Weitwanderung an der
polnisch-ukrainischen Grenze in Wołosate begonnen.
Wir
gingen von Ost nach West über die
Waldkarpaten,
Niederen Beskiden
Sandezer Beskiden
Pieninen
Gorce
Saybuscher Beskiden.
Beim 7. Gebirgszug der Beskiden – den
Beskid Śląski
(Schlesischen Beskiden)
-
starteten wir vom Ende des Beskiden-Hauptwes in Ustroń (Ustron)
und marschierten von West nach Ost.
An dieser Wegkreuzung konnten wir den weiteren Verlauf des
Beskiden-Hauptwegs erkennen. Zunächst verläuft er
östlich auf einem Gebirgskamm und
dann ins Tal bei Węgierska Górka, einen Nachbarort von Milówka. Dort
hatten wir vor 5 Tagen unsere Wanderung durch die
Beskidy Żywiecki
(Saybuscher Beskiden)
beendet.
Auf der
Hochfläche, auf der wir nun
marschierten, war nur noch hohes Gras zu sehen
und keine Bäume mehr: ein richtiger „Panorama-Wanderweg”.
Immer wieder sahen wir auf dem Barania-Kamm den
Sendemast auf dem Skrzyczne (Rauhkogel), der heute unser
Tagesziel war.
Es herrschte reger Betrieb auf dem Panorama-Wanderweg, vor allem viele
junge, oft sogar alleinwandernde Polinen fielen uns auf.
Selbst 2 Nonnen kamen uns entgegen. Sie
hatten den steinigen Weg nicht gescheut.
Frauen scheinen in Polen mehr vom Wandern begeistert zu
sein als Männer.
Unangenehm
waren aber die vielen an uns vorbeisausenden Mountainbiker.
Besonders viel Trubel herrschte auf einem 1.152 m hohen Sandsteinfelsen,
dem Malinowska Skała.
Eine größere
Kinderschar machte auf der Felsgruppe Rast.
Besonders schön war der Blick auf den
Jezioro Żywieckie bei der Stadt Żywiec (Saybusch)
und die dahinter liegenden Gebirgsrücken..
Der mit 1.257 m höchste Berg der
Schlesischen Beskiden ist der
Skrzyczne (Rauhkogel).
Vom Wintersportort Szczyrk (Schirk) ist er mit zwei Seilbahnen
in 30 Minuten zu erreichen, deshalb besteht hier an bewirtschafteten
Berghütten kein Mangel. Auch wir stärkten uns in einer Gaststätte mit
frisch gebackenem Blaubeerkuchen und erfreuten uns dabei an der tollen
Aussicht.
Schirk ist wie
Weichsel ein bekannter Wintersportort mit Sprungschanzen und über 30
Skiliften.
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Unterkünfte und
Wanderstrecke
Weitere Bilder der Wanderung
Aussichtsturm auf
dem Barania Góra (Widderberg)
Panorama-Wanderweg
Gipfel des
Skrzyczne (Rauhkogel),
der
höchste Berg der Schlesischen Beskiden
Blick vom
Skrzyczne
(Rauhkogel)
auf den Wintersportort
Szczyrk (Schirk) |
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Samstag
23.08.
Beskid Śląski:
Szczyrk → Szczyrk (Rundweg)
Jogger, Heidelbeerkuchen und polnische
Hochzeitsbräuche
Es war unser letzter Wandertag durch Polen. Deshalb planten wir nur eine
kurze Strecke auf dem Bergrücken zwischen dem Ort Brenna und
Szczyrk (Schirk).
Ein Taxi brachte uns am frühen Morgen zum zum Przełęcz Salmopolska, einem
Gebirgspass in der Mitte zwischen
Wisła
(Weichsel) und
Szczyrk (Schirk)
Der Weg begann zunächst sehr bequem auf einem fast ebenen,
aussichtsreichen Waldweg.
Immer wieder bot sich Aussicht auf den
Skrzyczne (Rauhkogel), den wir am Tag zuvor kennengelernt hatten.
Überrascht waren wir über die zahlreichen „Jogger”, die für den
anstehenden Berglauf trainierten. Auch Mountainbiker quälten sich auf dem
inzwischen steinigen und wurzelübersäten Weg vorwärts.
Ab dem Kotarz mit seinen zwei Berghütten ging es kräftig zur Sache. Der
steile und steinige Weg forderte unser Kräfte. Anschließend folgte ein
bequemer Hangpfad bis zum Pass Przełęcz Karkoszczonka mit seiner
bewirtschafteten Berghütte „Chata Wuja Brenna”
Danach folgte ein 370 m Anstieg auf den Berg Klimczok. Er bildete früher
die (historische) Grenze zwischen Schlesien und Galizien.
In der Schronisko Górskie „Klimczok” pod Magurą herrschte sowohl im
Gastraum als auch auf der sonnigen Terrasse reger Betrieb.
Heidelbeerkuchen mit besonders vielen Beeren und
Latte macchiato schmeckten uns nach dem Aufstieg besonders gut.
Nach einer Pause begann der 1 ½ stündige Abstieg nach
Szczyrk (Schirk). Auf dem Weg kamen wir an der
Wallfahrtskirche Sanktuarium Matki Bożej Królowej Polski - "Na Górce"
(„Unserer
Lieben Frau auf dem Hügel
-
Königin von Polen“)
vorbei, wo gerade eine Trauung im Gange war.
Neugier trieb uns in dem Moment in die Wallfahrtskirche, als sich Braut
und Bräutigam das „Ja-Wort” gaben. Nach der Trauung musste das Brautpaar
am Kirchenausgang durch einen Groschenregen laufen. Die Tradition
verlangte, dass die Jungvermählten die „Glücks-Münzen” gemeinsam mit der
Hand wieder auflesen mussten.
Uns fiel auf, dass viele Hochzeitsgäste kleine und große Teddys in Händen
hielten. Auch sie sollten dem jungen Paar Glück bringen.
Während die zahlreichen Fotografen von den frisch Vermählten zahlreiche
Fotos „schossen”, fuhr vor der Kirche bereits das nächste Brautpaar vor.
Das Hochzeitspaar, das nachmittags in der Walfahrtskirche getraut wurde,
feierte
am Abend unmittelbar
gegenüber unserer Unterkunft in
anspruchsvollem Ambiente.
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Unterkünfte und
Wanderstrecke
Weitere Bilder der Wanderung
Schronisko Górskie „Klimczok” pod Magurą
Wallfahrtskirche Sanktuarium Matki Bożej Królowej Polski - "Na Górce" („Unserer
Lieben Frau auf dem Hügel
-
Königin von Polen“).
Die "2-Grosze"-Glücksmünze |
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Sonntag
24.08.
Szczyrk
→
Rückfahrt über
Bielsko-Biała
nach
Kraków
Abschied
von Polen
„Klein
Wien“, Kaiser Ferdinand und Folklorefestival
Unser Rückflug ging
erneut ab Krakau mit der Lufthansa nach Frankfurt.
Von
Szczyrk
(Schirk) hat man 2 Möglichkeiten nach Kraków (Krakau)
zu gelangen:
Per Bahn mit Umsteigen in Katowice (Kattowitz)
oder mit dem Bus mit Umsteigen in Bielsko-Biała (Bielitz-Biala).
Wir entschieden uns für die Busvariante.
Gegen 9:00 Uhr fuhren wir in die 174.000
Einwohner zählende Stadt
Bielsko-Biała (Bielitz-Biala).
Ursprünglich war der Stadtteil Bielsko (Bielitz) die
einzige protestantische Stadt in der Habsburger Monarchie. Sie
wurde und wird auch als „Klein-Wien“ bezeichnet, weil viele Gebäude im
Stil der österreichischen Hauptstadt erbaut wurden.
Früher dominierte in Bielitz die Textilindustrie (Bielitzer Tuch) und
heute verdienen 9.000 Personen ihr Einkommen im FIAT-Motorenwerk vor den
Toren der Stadt.
Wir fuhren bis zum Schloss der
Fürsten Sułkowski (Zamek Książąt
Sułkowskich). Das Schloss wurde
in all den Jahrhunderten mehrmals umgestaltet. Der jetzt zu sehende Bau
stammt aus den Jahren 1855 bis 1864.
Westlich vom Schloss bereitet sich ein Gewirr von mittelalterlichen Gassen
mit niedrigen Häusern aus. Einige Häuser waren renoviert, die Mehrzahl
wartet noch auf ihre Erweckung.
Nur wenige Schritte vom Schloss befindet sich der Marktplatz von Bielsko (Bielitz)
mit seinem Neptun und Nepomukbrunnen. Unmittelbar schließt sich ein
weiterer Platz mit der Św. Mikołaja – Katedra (Kathedrale
St. Nicholas)
von 1908 bis 1910 an. Bis 1783 war um die Kirche der Friedhof von Bielitz
angelegt.
Besonders der 61 m hohe Turm ist schon von Weitem sichtbar.
Auf dem Weg zum Busbahnhof kommt man im „Villenviertel“ der Stadt vorbei.
So z.B. an Schneiders Villa, einem Gebäude, das sich der reichste Bürger
der Stadt, Hermann Schneider, 1904 im Neu-Barock-Stil erbauen ließ.
Nach wenigen Metern sahen wir den renovierten Hauptbahnhof. Erbaut 1890.
Er lag an der Bahnlinie Wien - Krakau. Die Inschrift: „Kaiser Ferdinand
Nordbahn“ ist noch deutlich an der Fassade am Eingang zu erkennen.
In 1 1/2 Stunden erreichten wir mit einem Schnellbus den Busbahnhof von
Krakau.
Im unmittelbar angrenzenden Hauptbahnhof konnten wir bei der
Gepäckaufbewahrung unsere Rucksäcke abstellen.
Unser Weg zum Rynek (Marktplatz) ging über die belebte Straße
Floriańska. Wie in den vergangenen Jahren wurden wir von zahlreichen
Marktschreiern für Stadtrundfahrten, für Fahrten zum Salzbergwerk
Wieliczka, für Besuche von Souvenirläden und Gaststätten angesprochen.
Auf dem Rynek (Marktplatz) herrschte – eigentlich wie bei jedem
unserer Besuche – ein großes Gedränge. Weiße Kutschen mit geschmückten
Pferden warteten auf Besucher.
Westlich der Tuchhalle war eine Bühne aufgebaut und polnische
Folkloregruppen zeigten ihre Tanzdarbietungen.
Unmittelbar an
der Bühne war ein großer Markt mit „Volkskunst“. Reger
Andrang war an einem Stand mit Oszczypek (geräucherter Schafskäse),
der vor den Augen der Käufer gegrillt wurde.
Der erneute Besuch auf dem Krakauer Rynek war für uns ein gelungener
Abschluss der Weitwanderungen durch die gesamten polnischen Beskiden.
Über die Höhepunkte der diesjährigen Wanderungen waren wir uns einig:
Die Holzkirche St. Erzengel Michal in
Dębno Podhalański, das Massiv des Babia Góra (Altweiberberg, Hexenberg)
mit seiner
Spitze Diablak (Teufelspitze) und der Panoramaweg
zwischen
Barania Góra (Widderberg) und dem höchsten Berg der Schlesischen
Beskiden, dem
Skrzyczne (Rauhkogel).
Am Abend flogen wir wiederum mit der Lufthansa zurück nach Frankfurt und
bereits gegen 22:00 Uhr wurden die meisten von uns am Bahnhof von
Heidelberg von ihren Ehefrauen abgeholt.
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Unterkünfte und
Wanderstrecke
Weitere Bilder der Wanderung
Mittelalterliche Gassen mit niedrigen Häusern in Bielsko
(Bielitz)
Die 1904 erbaute "Schneiders-Villa"
Hauptbahnhof von
Bielsko-Biała
(Bielitz-Biala)
Volkskunst auf dem Krakauer Rynek
Tanzdarbietung einer polnischen Folkloregruppe auf dem
Rynek zu Krakau |
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