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Wanderung durch Polen auf dem Sudeten-Hauptweg |
Wanderbericht
(1) Von Wrocław (Breslau) bis Kłodzko (Glatz)
aufgezeichnet von Harald und Wolfgang
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Samstag 13.08. Besichtigung von Wrocław (Breslau) Wasser von oben, kein Bargeld vom Geldautomaten und die gute Stube von Breslau Aufregung herrschte nach unserem abendlichen Rundgang um den Rynek (Ring) von Wrocław (Breslau). Unmittelbar an der Hotel-Rezeption war eine Mitarbeiterin damit beschäftigt, Kübel und Lappen unter einen von der Decke fließenden Wasserstrahl zu stellen. Anscheinend hatte ein Hotelgast vergessen, den Wasserhahn im Bad zu schließen. Das Wasser floss unmittelbar an der Beleuchtung von der Decke, wir rechneten jeden Moment damit, dass ein Kurzschluss die gesamte Hotelbeleuchtung ausschalten würde. Aber irgendwie bekam die Hotelmitarbeiterin alles in den Griff. Es kam zu keinem Kurzschluss und am nächsten Morgen waren Decken und Fußboden wieder komplett trocken, als wäre nichts gewesen….
Euro musste er, wie in alten Zeiten, bei einem privaten Geldwechsler
(polnisch Kantor) auf dem Rynek in Złoty tauschen. Zu unserer Überraschung
bot der Geldwechsler den Tausch zu einem wesentlich günstigeren Kurs als
der Geldautomat an.
Glück im Unglück: während wir unsere Euro in der privaten Wechselstube
tauschten, ging ein heftiges Sommergewitter über Breslau nieder. Wir
mussten zwangsweise pausieren und kamen mit Einheimischen ins Gespräch.
Gesprächsthema war die unterschiedliche wirtschaftliche Situation in Polen
und Deutschland.
Am Nachmittag unternahmen wir mit Stadtführer Michal eine Tour vom Rynek (Ring), über die Dominsel, Universität und entlang der Oder, bei der wir 3 Hochzeitspaare vor den Kirchenportalen entdeckten.
Die Liebe muss in Wrocław
(Breslau) sehr heftig sein. Viele Paare haben ihre
Initialen auf Schlösser geschrieben und auf dem Brückengeländer der Most
Tumski (Dombrücke) befestigt. Wir sind den Empfehlungen unseres Wanderführers gefolgt und haben unser Abendessen im Gasthof Karczma Lwowska (Lemberger Hof) am Rynek eingenommen. Wir hatten schon besser zu Abend gegessen. Anscheinend hat sich die große Zahl der Gäste negativ auf die Essensqualität ausgewirkt. So waren entgegen unseren Erwartungen, die Krautwickel anstelle von Hackfleisch mit Kartoffeln gefüllt.
Der Rynek (Ring) ist die gute Stube von Breslau. Während die Jugendlichen in Südeuropa auf zentralen Plätzen campieren, um ihrem Protest gegen die Sparpolitik ihrer Regierung zum Ausdruck zu bringen, unterhalten die jungen Polen die Besucher als „Feuerschlucker“, Break-Dancer und als Produzenten von gigantischen Seifenblasen, die schnell zerplatzten. |
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Unterkünfte und unsere Wanderstrecke
Weitere Bilder dieser Wanderung
In Wrocław (Breslau) zeigt uns ein Zwerg, wie man einen Geldautomaten bedient.
Schlösser mit den Namen der Verliebten dokumentieren die große Liebe
Das am meisten fotografierte Gebäude auf dem
Rynek (Ring) in
Wrocław (Breslau): |
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Sonntag 14.08. Jelenia Góra (Hirschberg) → Karpniki (Fischbach) Bahnhofsverwirrungen, Nachholschlaf und angezogene Handbremse
In weiser Voraussicht gönnten wir uns morgens die Anfahrt vom Hotel Patio
zum Wrocław
Głowny (Hauptbahnhof Breslau) mit einem Taxi.
Der Bahnsteig für den Zug nach Jelenia Góra (Hirschberg) wurde 5 Minuten vor der Abfahrt auf der Anzeigentafel angezeigt (die dazugehörende Lautsprecherdurchsage war für uns nicht zu verstehen). Wir konnten gerade noch die ältere Dame informieren und rannten los.
Felix und Harald nutzten die 3-stündige Fahrzeit zu einem
Nachholschlaf. Sie hatten das Pech, dass ihr Hotelzimmer in der Nacht
zuvor direkt gegenüber einer Diskothek lag. Erst gegen 6:30 Uhr schloss
die Diskothek ihre Pforten. Um 7:30 Uhr läuteten dann die Kirchenglocken
der Elisabethkirche zum Gottesdienst. In diesem Zeitfenster von einer
Stunde bewegte sich ihr Nachtschlaf.
Die Nachschläfer hatten auf der Bahnstrecke von
Wrocław (Breslau) bis Wałbrzych (Waldenburg)
nicht viel versäumt. Es ist eine sehr flache Landschaft mit abgeernteten
Getreidefeldern. Erst ab Wałbrzych (Waldenburg) wurde die
Landschaft zu beiden Seiten des Zugs hügelig und bewaldet; das stimmte uns
auf die kommenden Wanderungen ein.
Wir wunderten uns, dass der Zug ab Waldenburg nur mit „angezogener
Handbremse“ fuhr. Der Grund liegt in dem jahrhundertelangen Abbau der
Kohle. Das Gebiet ist mit vielen Stollen durchzogen. Man befürchtet
anscheinend, dass sich durch Erschütterungen der Züge bei zu rasanter
Fahrt „Abgründe“ auftun könnten.
Jelenia Góra (Hirschberg) erreichten wir gegen 13:15 Uhr. Leider war auf unserem Weg zum Zentrum die Garnisonskirche zum Heiligen Kreuz aus dem Jahre 1718 wegen eines Gottesdienstes nicht zu besichtigen und auf unserem Rückweg zum Bahnhof war die Kirche geschlossen.
Herzstück von Hirschberg ist der plac Ratuszowy (Marktplatz) mit seinen zahlreichen farbigen Arkadenhäusern. In einem Gasthaus unter den Arkaden machten wir Mittagsrast, die Felix zum Schreiben von Postkarten nutzte.
Sehr viele polnische Familien mit ihren Kindern stiegen mit uns zum
Krzyżna Góra (Kreuzberg)
mit seinem gußeisernen Kreuz hinauf, einem der beiden
Góry Sokole (Falkenberge). Von den Felsen
hatten wir eine tolle Aussicht auf das Riesengebirge und auf den kleinen
Ort Karpniki (Fischbach), wo wir übernachten wollten. Wir hatten das Glück, dass die gut Deutsch sprechende Tochter der Familie aus München zu Besuch war. Mit ihrer Mutter bereitete sie uns ein geschmackvolles Abendessen.
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Weitere Bilder von der Wanderung
Wrocław Głowny (Hauptbahnhof von Breslau)
Garnisonskirche von Jelenia Góra (Hirschberg)
Rathaus von Jelenia Góra (Hirschberg)
Blick vom Krzyżna Góra (Kreuzberg) ins Reich Rübezahls, zum Riesengebirge |
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Dienstag
16.08. Kamienna
Góra
(Landeshut)
Barocke Pracht und das „Davos von Schlesien”
Nach dem Frühstück fuhren wir 6 km mit dem
Taxi
nach Krzeszów (Grüssau), zur
Klosterkirche Kościół Opacki Najświętszej Marii Panny („Allerheiligste
Jungfrau Maria“).
Die Abteikirche beeindruckt durch ihre Pracht und gilt als Perle des
schlesischen Barocks. Mehr Info zu Krzeszów (Grüssau)
Pünktlich um 11:30 Uhr fuhren wir mit einem in Landeshut am Morgen
vorbestellten Taxi in den kleinen Ort Grzędy
Górne (Oberkonradswaldau),
Auf dem höchsten Punkt unserer heutigen Wanderung, der 851 m
Lesista Wielka
(Hohe Heide) trafen wir
zum ersten Mal einen Weitwanderer. Zuvor sind wir immer nur
Tagesausflüglern mit Minirucksäcken begegnet. Er war sehr verwundert, dass
Wanderer aus Deutschland auf dem Sudeten-Hauptweg unterwegs waren und
beneidete uns um unsere Wanderschuhe. |
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Das südlich von Kamienna Góra (Landeshut)gelegene Kloster Krzeszów (Grüssau) ist eine Reise wert.
Aufstieg zur Lesista Wielka (Hohe Heide)
Vom alten Glanz des Lungenkurortes Sokołowsko (Görbersdorf) ist nicht viel geblieben
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Mittwoch 17.08. Sokołowsko (Görbersdorf) → Walim (Wüstewaltersdorf) Apothekerbaude und Piroggen mit „Roter-Beete-Suppe”
Kaum
hatten wir
am
Morgen
den
Kurort Sokołowsko (Görbersdorf )
verlassen, hörten wir krrü … krrü …. krrü … das Rufen von Schwarzspechten.
Wir konnten ein Pärchen beobachten, das sich an einer Buche bewegte. Durch
ihr schwarzes Gefieder und den roten Scheitel sind die krähengroßen Tiere
gut zu erkennen.
Im Gartenlokal der Pension Hubert
wurden wir von Polen mit italienischen Liedern empfangen.
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Weitere Bilder von der Wanderung
Die 1933 auf Initiative des Apothekers Brock erbaute „Andrzejówka" (Andreasbaude)
Blick auf Walim (Wüstewaltersdorf) |
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Dienstag 18.08. Walim (Wüstewaltersdorf) → Kamionki (Steinkunzendorf) Bismarckturm, Streichelzoo, Weberaufstand und Steinpilze
Schon gegen 7:00 Uhr waren kaum Wolken am Himmel zu sehen. Der Tag
versprach erneut heiß zu werden.
Der Turm
erlaubt
einen großartigen Rundblick. Sowohl der Ort Walim (Wüstenwaltersdorf),
von dem wir heute früh losgewandert sind, als auch einige Häuser unseres
heutigen Wanderziels, des Orts Kamioniki (Steinkunzendorf) waren zu
erkennen. Leider war die Sicht an diesem Tag wegen der großen Mittagshitze
nicht allzu gut. Das Riesengebirge und Breslau, wie in Reiseführern
beschrieben, konnten wir nicht sehen.
„Auf
den Bergen werde ich wieder ein reiner Mensch;
Wir hatten genügend Zeit bis zur
Schronisko Zygmuntówka
Der Ort Pieszyce (Peterswaldau) ist in die Geschichte eingegangen,
fanden hier und in den Nachbarorten der Aufstand der Weber im Jahre 1844
statt. Gerhard Hauptmann hat diesen Weberaufstand in seinem Werk „Die
Weber“ beschrieben. Zu diesem Schluss sind wir gekommen, trafen wir doch auf unserer Wanderung ständig Sammler mit ihren Weidekörbchen. Aber zum ersten Mail konnten wir im Hotel „Sowia Dolina“ zu unserer großen Überraschung auch Gerichte mit Steinpilzen bestellen. Unsere Zufriedenheit wurde noch gesteigert, als wir in den Zimmern Deutsches Fernsehen empfangen konnten.
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Der renovierte Bismarckturm auf der Wielka Sowa (Hohe Eule) 1.015
Eintrittskarte Bismarckturm
Vor dem Treppenaufgang des Bismarckturms auf der Hohen Eule
Streichelzoo
2011 war nicht nur ein Wespenjahr, es gab auch sehr viele (Stein-) Pilze
Aussicht vom Bismarckturm in westlicher Richtung (Waldenburger Bergland) |
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Mittwoch 19.08. Kamionki (Steinkunzendorf) → Srebrna Góra (Silberberg) Gewitter auf dem Kammweg, Sauermehlsuppe und das Geheimnis einer gelungenen polnischen Hochzeit
Da wir
im
Hotel Internet-Zugang
hatten,
wussten wir,
dass uns gegen
14:00 Uhr
ein Gewitter erwarten
sollte.
Gegen 13:30 Uhr erreichten wir die
Twierdza
Srebrna Góra
Während des
Abendessens bot uns der Wirt selbstgemachten Kräuterschnaps und als
Nachtisch seine besondere Spezialität: Milchreis mit Äpfeln, Zimt und
Sahne an.
Der Wirt
ließ es sich auch nicht nehmen, uns vor dem Hauptgang 2 große
Suppenschüsseln mit
Barscz czerwony
(Roter-Beete-Suppe) und Żurek (Sauermehlsuppe)
auf den Tisch zu stellen. Vor allem Żurek, einer leicht säuerlich
schmeckende Mehlsuppe aus vergorenem Roggenschrot mit geräucherter Wurst,
Kartoffelstückchen und gekochten Eiern konnten wir nicht widerstehen. |
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Der eiserne Aussichtsturm auf dem Kalencia (Tumberg)
Der zentrale Verteidigungspunkt Donjon, der Festung Silberberg
In preußischer Uniform gekleideter Führer zeigt uns die Silberberg-Festung
Spezialität unseres Wirtes: Milchreis mit Äpfeln, Zimt und Sahne
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Donnerstag 20.08. Srebrna Góra (Silberberg) → Kłodzko (Glatz) Warthaer Madonna, die Glatzer Karlsbrücke und eine uneinnehmbare Festung Auch an diesem Tag nahm sich der Wirt die Zeit, um uns zurück auf den Przełęcz Srebrna (Silberberg-Pass) zu fahren. Dort begann unsere 17,5 km lange Etappe auf dem blau markierten europäischen Fernwanderweg E3 nach Bardo (Wartha). Auf den Sudeten-Hauptweg werden wir am nächsten Tag im Góry Stołowe (Heuscheuer Gebirge) wieder treffen. Abgesehen davon, dass wir zu Beginn auf einem sehr steilen Pfad wieder ins Tal absteigen mussten, war es eine sehr aussichtsreiche Tour auf überwiegend weichem Waldboden. Einmal hatten wir eine Abzweigung übersehen und damit unsere Wanderung an diesem Tag um eine weitere ½ Stunde verlängert.
Wir konnten auch schon unser morgiges Ziel, das Plateau des markanten
Bergs Szczeliniece Wielki (Große Heuscheuer) im Góry Stołowe
(Heuscheuer Gebirge) erkennen.
Nach 5 Stunden erreichten wir Bardo (Wartha) an der Nysa Kłodzka (Glatzer
Neiße).
Mehr Info zu Glatz.
Das Wasser der Nysa Kłodzka (Glatzer Neiße) war wegen des gestrigen Gewitters bräunlich gefärbt. Zeit zur Einkehr hatten wir nicht, wollten wir doch unbedingt vor 15:00 Uhr den Zug nach Kłodzko (Glatz) erreichen.
Zunächst erlebten wir eine große Enttäuschung: die beiden Glatzer Bahnhöfe waren in einem sehr schlechten baulichen Zustand, der einer so schmucken Stadt nicht würdig ist. Unser Hotel lag an der Hauptverkehrsstraße und die Diskothek gleich nebenan ließen uns für die Nacht nichts Gutes erwarten. Um 16:00 Uhr erwarteten uns der frühere Bürgermeister und seine sehr gut Deutsch sprechende Tochter zu einem Stadtbummel durch Kłodzko (Glatz).
Zum Glück wurde die Stadt im II. Weltkrieg nicht zerstört. Selbst
Schäden von dem Jahrhunderthochwasser 1997 waren nirgendwo mehr zu
erkennen. Viele der alten Häuser waren frisch renoviert.
Unser erstes Besichtigungsziel war die auf einem Hügel allesüberragende
Festung der Stadt Glatz, die Twierdza Kłodzka.
Anschließend gingen wir zum Glatzer Marktplatz. Auch hier steht das
Rathaus in der Mitte des Platzes. Die Lokale am Rathaus waren um diese
Zeit bereits gut besetzt. Durch die Fußgängerzone gelangten wir zur
Maria-Himmelfahrt-Kirche, in der wir trotz des Gottesdienstes einige
holzgeschnitzte Figuren bewundern konnten. |
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Brücke über die Neiße von Bardo (Wartha).
Brücke des heiligen Jan in
Kłodzko
(Glatz).
Festung der Stadt Kłodzko (Glatz) |
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Wanderbericht (2):
Weiter auf dem Sudenten-Hauptweg
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