Wanderung durch Polen auf dem Beskiden-Hauptweg |
Wanderbericht
Im Jahre 2013
unterwegs auf dem
Główny
Szlak Beskidzki
(Beskiden-Hauptweg)
aufgezeichnet von Felix, Harald und Wolfgang
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Montag 12.08. Anreise und Fahrt nach Krynica-Zdrój
Nur Fastfood, tragbarer Kühlschrank und riesige Menschenschlange
Es war wieder Sommer und eine Fortsetzung auf dem Beskiden-Hauptweg war angesagt.
Nach einer 3-stündigen Busfahrt – vorbei an abgeernteten Getreidefeldern – erreichten wir den etwas höher gelegenen Bergkurort Krynica-Zdrój, mit seinen 11.000 Einwohnern.
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Alle lieben Eiscreme |
Dienstag
13.08. Besichtigung von
Krynica-Zdrój und Umgebung
Er nannte sich
Nikifor, Gedränge auf der Flaniermeile
Welcher berühmte polnische „naive“ Maler des 20. Jahrhunderts rührte die Wasserfarben mit seiner Spucke an und erzielte damit außergewöhnliche Farben?
Es
war
Epifaniusz Drowniak, mit Künstlernamen Nikifor, der
(fast) sein ganzes Leben in Krynica Zdrój wohnte.
Im Biergarten unseres Hotels Małopolanka (Kleine Lichtung) stimmten wir uns bei einem „goralischen Abendessen“ auf die Fortsetzung unserer Wanderung auf dem Główny Szlak Beskidzki (Beskiden-Hauptweg) ein.
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Der polnische „naive“ Maler Nikifor. Denkmal im Park von Krynica-Zdrój
Ukrainische Folkloregruppe aus Lemberg
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Mittwoch 14.08. Banica → Krynica-Zdrój 13,6 km/4:15 h
Lemken-Kirchen, Fotos von Verstorbenen und ukrainische Volksmusik
Pünktlich um 8:45 ging´s mit dem Taxi zu der von den Lemken im 18. Jh. erbauten Holzkirche St. Cosma und Damian in Banica. Vom eigentlichen Lemkendorf Banica sind nach der Vertreibung der Bevölkerung im Jahre 1947 nur noch ein Lemken-Haus und die griechisch-katholische Kirche erhalten. Das Gotteshaus war abgeschlossen, aber durch ein Gitter im Vorraum konnte man einen Blick auf den Innenraum und die Rokoko-Ikonostase aus dem Jahre 1787 werfen. Die Kirche ist wie alle Lemken-Gotteshäuser aus Holz dreischiffig erbaut mit kleinen Fenstern und mit Holzschindeln gedeckt.
Nach nur wenigen Schritten erreichten wir den Główny Szlak Beskidzki (Beskiden-Hauptweg) – Europäischer Fernwanderweg E3 – den wir im vergangenen Jahr nur wenige Kilometer entfernt von der ukrainischen Grenze bis Wysowa-Zdrój gewandert sind.
Der rot markierte Weg verläuft zunächst aufwärts über große Bergwiesen, auf denen Kühe weideten. Nach mehrerem Auf und Ab wanderten wir durch ein kleines Wäldchen und sahen von einer Anhöhe aus die frühere griechisch-katholische Lemken-Holzkirche Erzengel Michael von Mochnaczka Niżna.
Die Kirche war geöffnet, weil
eine Nonne und einige Helferinnen den Altar für den bevorstehenden
Feiertag Maria Himmelfahrt schmückten. Beeindruckt waren wir auch von dem angrenzenden Friedhof. Auf jedem Grab waren Blumen und oftmals auch Fotos der Verstorbenen.
Beim
Weitermarsch gelangten wir über einen wackligen Holzsteg auf eine
Kuhweide. Erst jetzt fiel uns auf, dass die
rote Wegmarkierung nicht mehr vorhanden war. Zum Glück trafen wir auf
einen Bauern, der uns auf den richtigen Weg hinwies. Wir hatten uns
verlaufen.
In 45 Minuten erreichten wir das Zentrum von
Krynica-Zdrój und wurden erneut von der vom Vortag bekannten
ukrainischen Folkloregruppe mit Gesang begrüßt. |
Die frühere griechisch-katholische Lemken-Kirche in Banica
Ikonostasewand mit dem Bildnis der Schwarzen Madonna von Tschenstochau
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Donnerstag 15.08. Krynica-Zdrój → Rytro (Sucha Struga) 22,3 km
Partisanendenkmäler, Motorradrennen und schwieriger Abstieg
Trotz des Feiertags Maria Himmelfahrt herrschte an
der Talstation der Gondelbahn nur
wenig
Andrang.
Auf dem gut gekennzeichneten Weg erreichten wir nach 55 Minuten die Weggabelung Runek. Hier trafen wir heute zum ersten Mal auf mehrere Wanderer, die eine Frühstückspause einlegten.
Mittags machten wir Rast auf der Łabowaska Hala - dort ist auch eine bewirtschaftete Berghütte (Schronisko) - die sicherlich aufgrund des Feiertags gut besucht war. Ab der Hütte kamen wir gelegentlich an Almwiesen vorbei, von denen man eine gute Fernsicht auf die umliegenden Täler und unter anderem auf die größere Stadt Nowy Sącz (Neu Sandez) hatte. Immer wieder sahen wir beiderseits des Weges Partisanendenkmäler aus dem Jahre 1944, die teilweise mit Blumen geschmückt waren. Aus Nowy Sącz (Neu Sandez) kamen uns auf dem schmalen Weg Motorräder entgegen gebraust, die uns mit Lärm, Abgasen und Staub eindeckten. In der Chata Górska Cyrla (Cyrla-Berghütte) herrschte am späten Nachmittag noch lebhaftes Treiben.
Der mit 45 Minuten angekündigte Abstieg in das Poprad-Tal geriet zum Martyrium. Innerhalb von nur 2 km mussten wir 500 Meter absteigen. Knorrige Wurzeln und Geröll auf dem steinigen Weg erforderten von uns höchste Aufmerksamkeit und Kraft. Erfreut waren wir, dass uns die Inhaberin unserer heutigen Unterkunft, „Genowefa“, mit Schweinebraten und kleinen Klößen (Kluski) wieder aufmunterte. |
Die Talstation der Gondelbahn
Blick vom Kammweg auf Nowy Sącz
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Freitag 16.08. Rytro (Sucha Struga) → Schronisko na Przehybie 16,5 km
Getrennt marschieren, absolutes „Highlight” und lange Schlangen
Am heutigen Tag galt die Devise, getrennt marschieren
und gemeinsam an der Übernachtungshütte
Schronisko na Przehybie
ankommen.
Klaus und Wolfgang wählten ab Rytro mit 13,5 km die
blaue Markierung, Felix und Harald die 3 km weitere Variante auf dem rot
markierten Weg. Die rote Markierung führte zunächst eine Stunde steil aufwärts, vorbei an Häusern und größeren Gärten, in denen die Bewohner Gartenarbeiten verrichteten.
Nach 6,7 km in
Niemcowa
(1.001 m) hatten wir bereits einen Aufstieg von 700 m bewältigt.
Der Weg verläuft über zahlreiche Haly (Almwiesen) mit weiten
Ausblicken. Ab Wielki Rogacz bis zum Pass Przełęcz Żłobki hatten wir
ständig Blick auf das Massiv der Hohen Tatra.
Ein steiler, anstrengend zu wandernder Geröllpfad
führte zum Aussichtsturm
Radziejowa 1.255 m.
Der hölzerne Turm ist wegen seiner außergewöhnlichen Aussicht
ein „Highlight“
auf dieser
Wanderetappe.
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Flache Wanderstrecke auf dem blau markierten Wanderweg
Absolutes "Highlight", der Aussichtsturm Radziejowa mit außergewöhnlicher Aussicht
Die "Schronisko na Przehybie", hier haben wir übernachtet
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Samstag 17.08. Schronisko na Przehybie → Krościenko nad Dunajcem 12 km
Partisanendenkmal, junges Glück und Fliegenfischer
Am heutigen frühen Morgen hatten wir kurz nach Sonnenaufgang einen herrlichen Blick auf das Massiv der Hohen Tatra. Unsere Mittagspause machten wir kurz vor dem Abstieg auf den 830 m hohen Sattel Przysłop przełęcz. Auch hier hatten wir klare Sicht auf die umliegenden Dörfer im Talbecken. Am Pass Przysłop przełęcz war die Heuernte an einem kleinen Weiler, mit einigen Schafen und Kühen, gerade im Gange. Erneut war an dem Pass ein geschmücktes Partisanen-Denkmal errichtet, diesmal sogar mit aufgezogener polnischer Fahne.
Nach einem steilen Aufstieg begegnete uns ein erst 3
Tage verheiratetes polnisches Paar, das mit Sandalen auf einer mit Geröll
übersäten Rinne unterwegs war. Dank ihres Großvaters aus Oberschlesien
sprach die Braut sehr gut Deutsch. Wir hatten das Gebirge der Beskid Sądecki (Sandezer Beskiden) durchwandert und nun das Pieniny (Pieninen-Gebirge) erreicht.Das wahre Leben in Krościenko nad Dunajcem spielt sich am Fluss Dunajec (Dunajetz) ab. Ein Biergarten in der Nähe der Brücke und direkt am Ufer des Flusses lud uns zu einer Erfrischung ein. Mehrere polnische Flößer in Goralentracht kehrten von ihren Ausflugsfahrten zurück und verstauten ihre Flöße am Ufer. Die zahlreichen Fliegenfischer, die im Fluss Dunajec (Dunajetz) standen, inspirierten uns am Abend in dem Lokal „U Basi“ Fisch aus der Pieninen-Region zu essen.
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Am Pass Przysłop przełęcz
Fliegenfischer am Fluss Dunajec (Dunajetz)
Brücke über den Dunajec (Dunajetz) in Krościenko |
Durch die Niederen Beskiden Teil II