Krivánska Malá Fatra (Nördliche Mala Fatra), Slowakei

 

 

 

2. Wanderbericht Wandersymbol für Wanderberichte

Der Norden Ungarns – eine wenig bekannte Region Europas

Von Regéc (Zempléni-hegység) bis Forró-Encs im Hernád-Tal

Im Jahre 2009 unterwegs auf dem europäischen Fernwanderweg E4 (kék-tura) − aufgezeichnet von Felix 

Sonntag 24.05. 
Regéc Boldogkőváralja

 

Rotes Gold, ein trockenes Bachbett
und Burgenromantik

 

Zwei große Teller mit bunten Paprika, rot, grün und gelb, lachten uns zum Frühstück an. 

 

Gewürzpaprika verleiht der ungarischen Küche ihre unverwechselbare Geschmacksnote und stellt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Im August wird der Paprika geerntet. Je nach Schärfe unterscheidet man fünf Geschmacksrichtungen. Delikatess-Paprika, Edelsüß, Halbsüß, Rosenpaprika, sowie Zum Frühgstück in Ungarn gibt es PaprikaScharfpaprika (Kirschpaprika) von bräunlich-roter Farbe.
Die ersten Paprikasamen kamen mit den Schiffen des Kolumbus aus Amerika nach Europa. Besonders in Südungarn findet der Paprika hervorragende klimatische Bedingungen vor.

Das heutige landestypische Frühstück bestand neben dem Paprika noch aus Tomaten, Käse- und Wurstscheiben, Butter, Marmelade und weißem Brot. Der Kaffee (kávé) ist für deutsche Gaumen gewöhnungsbedürftig. Ich bin deshalb wie schon in der Slowakei zum Teetrinker geworden.

Ein Blick aus dem Fenster zeigte bestes Wanderwetter, sonnig und jetzt am Morgen schon 19° C. 17 km waren heute zu wandern. Ein lang gezogener 325 m Aufstieg und dann fast nur noch abwärts (562 m).
Auf der Dorfstraße von
Regéc grüßte eine alte Frau, die auf dem Weg in die kleine Kirche war. Ich empfand Mitleid mit ihr, denn ihr Oberkörper, Burgruine in RegécBrust Hals und Kopf, bildete fast einen 90° Winkel zum Unterkörper. Welch schwere Last hatte diese Frau so sehr krumm werden lassen?Auch bei noch einem älteren Mann fiel mir der ebenfalls stark gekrümmte Rücken auf. Wahrscheinlich hatte harte körperliche Arbeit in der Landwirtschaft diese kranken Rücken geschaffen.

Vom unteren Ortsende aus sahen wir vor uns auf einem bewaldeten Berg die Burg von Regéc (Regéc vára). Zunächst ging es zu ihr über Wiesen aufwärts. Bald darauf wechselten wir auf einen breiten ungeteerten Fahrweg im Laubwald, der Zufahrt zur Burg. Wir merkten, dass heute Sonntag war, denn es waren, für uns ganz ungewohnt, auch andere Spaziergänger und Wanderer unterwegs. Oben angelangt, nach ca. zwei Stunden, den kurzen Weg rechts zur Burg liefen wir nicht, blieben wir zunächst auf dem Höhenweg,Typische Dorfhäuser mit einem Rundgang in Mogyoróska, Ungarn der aber bald rasch nach unten ins Dorf Mogyoróska führte. Kurz vor dem Ort trafen wir auf eine Schulklasse, die wohl hinauf zur Burg von Regéc wollte.

 
Eine verschlammte Wiese führte uns weg vom Dorf zu einem fast ausgetrockneten Bachbett. Nur einige tiefere Löcher waren noch mit Wasser gefüllt. Auch hier hatte die dreiwöchige Trockenheit ihre Spuren hinterlassen. Etwa zwei Stunden marschierten wir mal rechts, mal links auf schmalem Pfad den „leeren“ Bach entlang. Die Abgeschiedenheit, der Laubwald und die vielen Büsche bieten für Vögel das ideale Brutgebiet. Kuckuck, Buchfink, Amsel, Drossel, Häher, Laubsänger, Nachtigall und sogar ein Fasan waren zu hören. Ein kleines Haus am Wegesrand Kriegerdenkmal aus Holz in Arka, Ungarnweckte unsere Neugier. Fenster und Türen waren eingetreten und das Innere zeigte sich leer und verdreckt. Nach einer kleinen Rast erreichten wir bald danach das Ende des Wanderpfades entlang des trockenen Bachbettes. Leicht aufwärts durch Buschwerk stießen wir dann auf eine Teerstraße, an der sich mehrere Walnussbaumplantagen befinden. Auf einer frisch gemähten Wiese machten wir ausgiebig Mittagspause
.......

 

Über den Friedhof erreichten wir dann den Ort Arka. Das Friedhofsgelände befindet sich auf einer abschüssigen Wiese und ist weder umzäunt noch ummauert. Auf vielen Grabsteinen bzw. Holzkreuzen sind Bilder der Verstorbenen zu sehen. Vor einigen Gräbern standen auch Holzschemel zum Sitzen für die Angehörigen. In der Dorfmitte befindet sich ein großes Kriegerdenkmal mit einem Soldaten in Militäruniform.

Unterkünfte und Wanderstrecke

 

 

Weitere Bilder vom Sempliner Gebirge

 

 

 

 

 

 

 

Zum Frühstück gab es scharfe Früchtchen:
Spitz-Paprika

 

 

 

 

 

© wrw14/ pixelio

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Burgruine von Regéc.
Die Festung wurde nach den Kuruzen- Aufständen von den Habsburgern gesprengt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Typisches Dorfhaus
mit einem überdachten Rundgang in
Mogyoróska

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kriegerdenkmal im Zentrum von Arka

 

Glücklicherweise fuhren fast keine Autos, denn erst nach einem weiteren dreiviertel Stunde Weinort Boldogköváralja im Hernad-TalFußmarsch auf einer Teerstraße gelangten wir an unser Tagesziel, Boldogkőváralja. „Boldog“ heißt glücklich und „kö“ bedeutet Stein. Das Weindorf hat knapp 2.000 Einwohner. Die besten Weine der Region können hier probiert werden. Hauptattraktion ist jedoch die eindrucksvolle märchenhafte Burg, die oberhalb des Ortes auf einem mächtigen Felsgesims thront und beim Anblick von unten wie nahtlos mit dem Gestein verwachsen zu sein scheint. Für einen mittelalterlichen Ritterfilm die ideale Kulisse.

Schwierig gestaltete sich für uns die Suche nach unserem Übernachtungshotel, da in diesem Weinort  die Häuser nicht nach aufeinander folgenden Hausnummern angeordnet sind. Nach längerem Fragen und Umherirren standen wir dann endlich am Ortsende unterhalb der Burg vor dem gesuchten Haus. Übernachtet wurde in Holzhütten im Garten.

Bei dem schönen Wetter war es keine Frage, die Burg Boldogkö vára aus dem 13. Jh. noch zu erklimmen.
Quer durch die Felder, teilweise Weinreben und Mauern aus Feldsteinen, ging es direkt vom Hotel aus nach oben. Besonders der zahlreiche Klatschmohn vermittelte im unteren Teil auf den braunen Feldern ein malerisches Bild.

 

 

Weinort
Boldogkőváralja
im Hernád-Tal

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Klatschmohn

─ enthält nicht die Inhaltsstoffe des Schlafmohns.

Die Boldogkö vara in Ungarn im Nachmittagslicht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie in einem Märchen, die Burg Boldogkö vara in Ungarn

 

 

 

 

 

 

 

Wie eine Ritterburg aus dem Märchen: die
Boldogkö vára

(Burg Boldogko)

Rundumblck von der Burg Boldogkö vara in das Hernad Tal und den Ort BoldogkövaraljaNach zwanzig Minuten war auch der felsige steile obere Streckenabschnitt überwunden und die Außenmauer der Burg erreicht. Jetzt, am Spätnachmittag, bot sich ein sagenhafter Rundblick auf das Hernád-Tal mit dem Dorf und auf die umliegenden Berge des Zempléni-hegység (Sempliner-Gebirges). Im Inneren der Burg befinden sich ein Andenkenladen und ein kleines Museum mit alten Schriften, Waffen und Münzen. Ein hölzerner Wehrgang war leider teilweise gesperrt. Die Burg Boldogkö (wörtlich übersetzt glücklicher Stein) wurde im 13. Jh. erbaut. Im Kuruzenaufstand wurde sie von den Aufständischen 1678 erobert. 1702 sprengten die Habsburger das mächtige Bollwerk der Siebenbürger Fürsten.

Mit einem guten Glas Rotwein aus der hiesigen Region Tokaj ließen wir dann abends im Garten vor unseren Holzhütten den Tag gemütlich ausklingen

 

 

 

Blick von der Boldogkö vára auf  Boldogkőváralja im Hernád-Tal

 Montag 25.05. 
Boldogkőváralja Forró-Encs im Hernád-Tal

 

Eile mit Weile, Akazienduft und
Mähglück eines Roma

 

Schon um 07.45 Uhr nahmen wir in aller Eile unser Frühstück ein. Wolfgang drängte zum Aufbruch, eine Zugverbindung um 12.11 Uhr müssten wir unbedingt erreichen. Harald und ich beruhigten ihn.

Der weit außerhalb des Dorfes liegende Bahnhof von BoldogköváraljaSchon um 08.10 Uhr standen wir alle marschbereit am Hoteleingang und warfen einen letzten Blick zur Burg hinauf. Im straffen Tempo liefen wir dann längere Strecken auf wechselnden Teerstraßen entlang. Links und rechts am Straßenrand leuchteten größere Klatschmohnbestände. Wir passierten den kleinen einsamen Bahnhof von Boldogköváralja, der weit außerhalb liegt. Bereits nach einer Stunde erreichten wir den Ortsrand von Hernádcéce. Weiter ging es von hier auf einem ruhigen Höhenweg zwischen Wiesen entlang. Bald löste rechtsseitig ein großes Akazienwäldchen die Grasflächen ab. Ein leichtes Brummen erfüllte die Luft. Tausende von Bienen waren in den Kronen der Scheinakazien auf Honigsuche.

Der stramme Wanderschritt brachte uns weiterhin zügig voran und erst am Rand des Dorfes Gibárt legten wir eine kleine Pause ein. Mit einer Handpumpe schöpften wir Frischwasser aus einer öffentlichen Wasserstelle. Bei den herrschenden 28 ° C eine Wohltat.Der Fluss Hernad (slowakisch Hornad) beim Ort Gibart in Ungarn wird überquert

Keine Viertelstunde später tauchte ich meine Hände in das vertraute Wasser des Gebirgsflusses Hernád (slowakisch Hornád), an dessen Ufern wir bereits im slowakischen Paradies längere Wanderungen unternommen haben. Hier in Gibárt ist der Fluss im Sommer zwar flach, aber doch ca. 25 Meter breit.
Über eine Brücke mit Eisengeländern gelangten wir auf die andere Dorfseite. Zu unserer großen Freude konnten wir jetzt auf einem wenige Meter breiten geteerten Fuß- und Radweg neben der Fahrstraße weiterlaufen.

Erinnerungen an Sárospatak wurden jedoch sogleich wach. Fast in jedem Vorgarten der Häuser bellten drohend Wachhunde. Knurrend verfolgten sie uns die Zäune entlang bis zur jeweiligen Grundstücksgrenze. Von Gibárt waren es dann noch fünf Kilometer bis zum Bahnhof in Forró-Encs, wo wir um 11.10 Uhr eintrafen. 16 km hatten wir also in drei Stunden bewältigt (5,3 km/h), und das bei der Hitze. Viel zu früh waren wir angekommen. Wie sich jetzt herausstellte, fuhr der Zug nach Miskolc erst in einer Stunde ab. Für eine Mittagspause war also jetzt nach dem Eilmarsch viel Zeit.

In der Bahnhofsgaststätte von Forró-Encs aßen wir eine Suppe und sahen einem jungen Roma zu, wie er das hohe Gras draußen am Bahngelände abmähte. Wahrscheinlich tat er diesFelix als Mäharbeiter in Aktion im Auftrag der Stadt. Ich kam mit ihm ins Gespräch. Obwohl er nur ungarisch sprach, zeigte er mir durch Gesten, dass er drei kleine Kinder habe und sehr arm sei. Er heiße Laszlo. Am Bahnhofskiosk kaufte ich ihm auf seinen Wunsch hin eine Flasche Bier, Zigaretten und Kekse für seine Kinder. Im Gegenzug dafür durfte ich mit der Sense Gras mähen.
Es erinnerte mich an meine Kindheit auf dem Bauernhof meines Großvaters, wo ich öfters Hasenfutter mit der Sense, anfangs mit einer Sichel, holen musste. Laszlo nickte mir nach zehn Minuten anerkennend zu, ich hatte doch auch schon viel Gras sauber abgemäht. Kurz bevor der Zug einfuhr, kam er uns noch auf den Bahnsteig nach und bat um ein Handy als Geschenk. Diesen Wunsch konnten wir ihm jedoch nicht erfüllen.

Unterkünfte und Wanderstrecke

 

Weitere Bilder

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der weit außerhalb liegende Bahnhof von Boldogkőváralja

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein alter Bekannter aus der Slowakei:

Der Fluss Hernád in Gibárt / Ungarn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Landschaftspfleger Laszlo im Glück:
Felix nahm ihm die Mäharbeiten ab

 

 

Fortsetzung der Wanderung
Vom
Hernád-Tal bis Putnok am Bükk hegység (Bükk-Gebirge)

 

Bericht Wanderung durch Nordungarn
Sátoraljaújhely  durch das Sempliner-Gebirge

 

 

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