Wanderung durch Polen |
Im Jahre 2013
unterwegs auf dem
Fernwanderweg
E3
aufgezeichnet von Harald, Felix und Wolfgang
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Mittwoch 21.08 Krościenko nad Dunajcem → Niedzica, Zamek 13 km
Hundeattacke, verwaiste Schäferhütte und ungarische Grenze
Weinen können nicht nur Menschen, sondern auch der Himmel. So ein Tag war heute! Starker Regen war angesagt, und so war es auch.
Wir wählten den gleichen Anstieg wie vor drei Tagen
zum Trzy Korony (Kronenberg)
bis
zum Przełęcz
Szopka (Pass). Buttermilch konnten wir diesmal nicht erwerben. Am Pass wanderten wir westlich auf dem blau
markierten Weg. Aufgrund des schlechten Wetters hatten wir nirgendwo
Aussichten.
Geistesgegenwärtig hielt Felix die drei Angreifer mit
seinem Rucksack in Schach, bis der Schafhirte seine Hunde zurückpfiff.
Ein Ausstellungspavillon
am Ortsrand von Czorsztyn (Schauerstein) war die erste Gelegenheit
sich vor dem Regen unterzustellen. Um zur Ablegestelle des Fährbootes zu gelangen, mussten wir den Ort durchqueren und eine Burg passieren, die zum Schutz der gegenüberliegenden ungarischen Burg errichtet wurde. Bis zum Ende des 1. Weltkriegs verlief hier die Grenze zwischen Polen und Ungarn.
In nur wenigen Minuten erreichten wir mit dem Fährschiff "Halny" das gegenüberliegende Ufer mit dem Ort Niedzica Zamek (Burg Niest). Von unserem Hotel hatten wir einen Blick über den See Jezioro Czorsztanskie und auf die beiden Burgen.
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Wanderweg über die Bergwiese Hala Majerz
Schäferhütte war verwaist, da die Senner gerade ihre Milch und Käse abtransportierten
Blick über den Jezioro Czorsztyńskie (Dunajetz-Stausee) von Burg Czorsztyn zur Burg Niedzica.
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Donnerstag 22.08 Niedzica Zamek → Łapsze Wyżne 14 km → [Bukowina Tatrzańska Dolna] 23 km
Fehlende
Wegmarkierungen, schwere Schuhe,
Tag der Irrwege.
Beim morgendlichen Blick
aus dem Hotelfenster war alles in Nebel gehüllt, der See Jezioro
Czorsztanskie, die Burgen, die Landschaft.
Auf einer großen Bergwiese machten wir erneut Bekanntschaft – diesmal mit gleich 5 – sich drohend nähernden ungarischen Hirtenhunden. Vor allem ein kleiner Hund gebärdete sich sehr angriffslustig. Da half auch kein gutes Zureden. Glücklicherweise waren die beiden Hirten nicht weit entfernt und versuchten die Hunde zum Weitertreiben der Schafe und Ziegen zu bewegen. Es war eine große Herde mit rund 800 Schafen und Ziegen.
Jetzt begann das übelste Teilstück. Dichtes Buschwerk, Brennnesseln, Dornen und sehr schlechte Wegemarkierung erschwerten das Vorankommen auf einem schmalen Grat. Als Belohnung gab es mehrere schöne Ausblicke auf den See Jezioro Czorsztanskie (ein Dunajetz-Stausee) und zum am nördlichen Ufer gelegenen Ort Frydman. Ein Wegmarkierungspfeil wies uns auf einen sehr steilen, rutschigen Abstieg hin. Der Pfad lag an der gemeingefährlichen Grenze zwischen „Hals und Beinbruch“. Jeder musste mit dem lehmigen Boden Bekanntschaft machen. Erleichtert erreichten wir nach einer halben Stunde den Talboden. In der nahen Schäfersiedlung Jurgowkie Stajnie (Stallungen) stieg Rauch auf. Anscheinend war man gerade dabei, Käse herzustellen.
Nach weiteren 30 Minuten konnten wir uns im Dorf Durztyn (Dornstein) in einem Sklep (Laden) Proviant besorgen. Am Ortsausgang gerieten wir wegen der fehlenden Wegmarkierung in die falsche Richtung. Erst nach 2 km bemerkten wir den Fehler und mussten zunächst zum Ort Durztyn (Dornstein) zurück wandern, wo wir mit aufmerksamem Suchen das richtige Wegzeichen aufspürten.
Den Ort Łapsze Wyżne (Oberlapsch) erreichten wir daher mit erheblicher Verspätung. Für die 14 km von Niedzica Zamek hatten wir 6 Stunden gebraucht. Und zu unserem Tagesziel Bukowina Tatrzańska Dolna waren es noch 9 km. Und das konnte bei dieser schlechten Wegmarkierung „eng“ werden. Deshalb entschlossen wir uns mit dem nächsten Bus über Nowy Targ nach Zakopane zu fahren.
Zakopane erschreckt die Besucher aufgrund der großen Menschenmassen auf der Ulica Krupówki – der Fußgängerzone. Unser Abendessen nahmen wir im Koliba-Restaurant „Bąkowa Zohylina“ ein, das nur wenige Meter von unserm Hotel entfernt lag. Unterhalten wurden wir von einer 4-Mann Kapelle (3 Geigen und ein Kontrabass) mit Goralenmusik.
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Morgens war alles in Nebel gehüllt
Hundeattacke! Diesmal gleich 5 im Angriff
Jurgowskie-Alm, im Hintergrund Schäfersiedlung Jurgowkie Stajnie
Goralenmusiker
Souvenire aus Zakopane |
Freitag 23.08 Rundwanderung durch das Tal
Dolina Kościeliska
Menschenmassen, Höhlenkriechen und Tatra-Panorama
Ein Riesenparkplatz und eine große Menschenmenge erwartete uns in Kiry, dem Ausgangspunkt für eine Wanderung durch das sehenswerte Dolina Kościeliska Tal.
Der Weg führt leicht ansteigend entlang des Wildbaches Rów Kościeliski. Noch nie hatten wir uns im Sog eines solchen Menschenstroms bewegt. Zusätzlich überholten uns ständig vollbesetzte Pferdekutschen, die von Goralen gelenkt wurden. An der ersten Flussbrücke verließen wir den Hauptwanderweg und stiegen hinauf zum Eingang der Mroźna Jaskina („Eisige Höhle“). Der Name resultiert daher, dass die Wände hell sind und wie vereist aussehen.
560 Meter mussten wir uns
möglichst flach wie Enten oder Schildkröten vorwärtsbewegen, um nicht
an der Felsendecke anzustoßen. Eigentlich hätte man einen Schutzhelm
tragen müssen.
Über eine steile Holztreppe stiegen wir wieder auf den Hauptweg hinab. Dort picknickten Hundertschaften auf Baumstämmen am Wildbach und fotografierten sich gegenseitig vor den Tatra-Gipfeln.
Nach weiteren 40 Minuten
kamen wir zur bewirtschafteten
Schronisko na Hali Ornak. Auch hier
eine kaum überschaubare Besuchermenge.
Nach der Mittagsrast traten wir den Rückweg auf dem Hauptweg an. Jetzt waren bedeutend mehr Pferdekutschen unterwegs. In Zakopane angekommen, machten wir noch einen Abstecher zum Festivalpark Międzynarodowego Festiwalu Folkloru Ziem Górskich (Internationales Festival der Bergvölker), wo gerade ein Pferdekutschenwettbewerb stattfand. Zahlreiche Imbissstände, Lebensmittel- und Kunsthandwerkstände boten Spezialitäten und Volkskunst der Goralen an. Zu unserem Hotel Czarny Potok benutzten wir erneut die Flaniermeile Ulica Krupówki, die um diese Zeit wieder voller Besucher war.
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Unterwegs im Tal Dolina Kościeliska
Weg durch die Mroźna Jaskina („Eisige Höhle“)
Schronisko na Hali Ornak
Brotverkauf auf dem Internationalen Festival der Bergvölker |
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Samstag 24.08. Wanderung Strążyska Tal → Kuźnice 4 Stunden — Polana Strążyska — Czerwona Przełęcz 1.301 m — Sarnia Skala 1.376 — Schronisko Górski Kalatówki — Kuźnice
Zakopaneblick, frischer Heidelbeerkuchen und Goralenhochzeit „Live“
Giewont ist der Hausberg von Zakopane mit 1.894 m. Am Eingang zum Strążyska Tal sprachen uns junge Wanderer an, ob wir auch auf den Gipfel des Giewont wollten. Aber an diesem Tag war der Gipfel in Nebel gehüllt. Wir entschlossen uns am Ende des Tals, an der Hütte Strążyska Polana auf dem schwarz markierten Weg zum Sattel Czerwona Przełęcz (1.301 m) zu wandern. Der Aufstieg war äußerst beschwerlich und erinnerte uns an die Himmelsleiter zum Königstuhl in Heidelberg. Nach weiteren 10 Minuten erreichten wir vom Sattel aus den Aussichtsfelsen Sarnia Skala (1.376 m) mit überwältigendem Blick auf Zakopane und die umliegenden Dörfer. Die Tatraberge und auch der Giewont waren leider in Nebel gehüllt.
Der hangwärts führende Wanderweg brachte uns zu einer Aussichtsstelle, diesmal mit Blick auf den Kasprowy Wierch, der mit der Seilbahn zu erreichen ist.
Einige polnische Schüler
versuchten ihre Deutschkenntnisse mit uns aufzufrischen.
Der 30- minütige Abstieg zur Talstation Kuźnice erwies sich aufgrund des Kopfsteinpflasters als unangenehm zu gehen.
Abends zogen wir durch die Fußgängerzone zum Festivalgelände und wurden durch Darbietungen von Tanz- und Musikgruppen aus 5 Nationen auf das Folklorefestival-Programm eingestimmt. Auf dem Festivalgelände sahen wir noch weitere Gruppen, überwiegend aus osteuropäischen Ländern, aber auch aus Kanada, Benin, der Mongolei und aus Indonesien. Gruppen aus dem Alpenraum waren nicht vertreten. Eine Goralen-Hochzeit wurde von Tänzern, Sängern und Hochzeitsgästen sehr euphorisch vor zahlreichem Publikum präsentiert. Die Gruppe "Wiyrchowianie" stammte aus dem nahe gelegenen Ort Bukowina Tatrzańska.
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Blick vom Aussichtsfelsen "Sarnia Skala" auf Zakopane
Auf der Flaniermeile in Zakopane: Eine Tanzgruppe anlässlich des Folklorefestivals
Hochzeits-zermonien der Goralen dargestellt von der Gruppe "Wiyrchowianie" aus Bukowina Tatrzańska |
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Sonntag 25.08. Zakopane → Poronin; Rückfahrt nach Krakau 9 km
Souvenir, Souvenir auf dem Gubałówka
Bilderbuchwetter!!
Mit der kolej linowo (Bergbahn) fuhren wir in wenigen Minuten auf den 1.120 m hohen Gubałówka, der von unserem Hotel aus gut am Sendemast zu erkennen war.
Trotz des schönen Wetters war die Aussicht auf die Tatra-Riesen eingeschränkt, es war zu diesig. Hier oben reihten sich Souvenirläden an Souvenirläden. Erinnerungen an die Fidschimärkte an der tschechischen Grenze wurden wach. Angeboten wurden u.a. goralische Pantoffeln, Decken, geräucherter Käse (Oszczypek), Kinderspielzeug, Eis. Immer wieder kamen uns Pferdekutschen entgegen, die von Goralen gesteuert wurden. Man hat von Gubałówka den besten Blick auf Zakopane und auf die Berge der Hohen Tatra. Der rot markierte europäische Fernwanderweg E3 bzw. der Internationale Bergwanderweg Eisenach – Budapest EB führte uns über den Ort Suche nach Poronin.
An der Bushaltestelle konnten wir uns mit goralischem Käse eindecken. Um 14:00 Uhr fuhren wir dank einer vierspurigen Schnellstraße nach etwa 30 km trotz zweier längerer Staus im engen Tal der Schwarzen Dunajetz und 10 km vor Krakau in nur 2 ½ Stunden nach Kraków (Krakau). Der Zug hätte wegen des maroden Schienennetzes 4 Stunden gebraucht. Auf der Weichselbrücke mit Blick auf den Wawel wurden Erinnerungen an das letzte Jahr wach.
Natürlich führte uns der abendliche Bummel erneut zum Rynek, wo wir wieder mit zahlreichen Attraktionen unterhalten wurden. Besonders attraktiv fanden wir die eleganten von ebenso vielen Damen wie Herren gelenkten Kutschen, den Trompeter von der Marienkirche und die zahlreichen maskierten Mimen, die sich wie ihre Pendants im Karneval von Venedig, gerne von und mit den faszinierten Zuschauern fotografieren ließen.
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Verkauf von geräuchertem Käse (Oszczypek)
Mime auf dem Rynek von Krakau
Kutschen auf dem Rynek von Krakau warten auf Kundschaft für eine Stadtrundfahrt.
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Montag 26.08. Salzbergwerk Wieliczka bei Krakau und Rückflug nach Frankfurt
Verlobungsring
der Heiligen Kinga, Methangasexplosion und
Heute stand das seit 700 Jahren bestehende Salzbergwerk Wieliczka Kopalnia Soli auf unserem Besichtigungsprogramm. Wir wählten die "Touristische Besichtigungsroute" mit 23 Kammern, die mit 2,5 km langen Gängen verbunden sind. Besichtigt werden 3 Stockwerke, die sich zwischen 64 m und 135 m unter Tage befinden. Wieliczka ist das bekannteste europäische Salzbergwerk und zählt seit 1978 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Gleich zu Beginn musste eine Treppe von 380 Stufen auf die 1. Sohle hinab begangen werden. Die Gruppen wurden im Minutentakt hinunter geschleust. Stehen bleiben war nicht vorgesehen.
Über Kopfhörer wurden die Besucher über die
Sehenswürdigkeiten und auch Gefahren von der Führerin aufgeklärt. Gleich am Anfang unseres Rundgangs war die Szene dargestellt, wie ein Bergmann den Salzklumpen mit dem eingeschlossenen Ring Kinga zeigt.
Die Hauptattraktion ist
die Kapelle der „Seligen Kinga“. Sie ist 54 m lang, 17 m breit und 12 m
hoch.
Alle
Skulpturen und Reliefs zeigen Bibelszenen, die sämtlich aus Salz
geschaffen wurden. Noch heute werden in dieser Kapelle Messen abgehalten. Jeden Morgen mussten die Salzgrube auf Methangas untersucht werden. Dazu waren Fackelträger in den Gängen unterwegs und lösten Methangasexplosionen aus. Entsprechend hoch waren die Todesfälle dieser Bergleute. Dieser Vorgang wurde uns vorgeführt, wobei eine Methangasexplosion mit lautem Knall simuliert wurde. Die Besichtigung war offiziell mit 3 Stunden ausgewiesen, davon ist alleine eine Stunde erforderlich für Pausen und Besichtigung der Verkaufsräume. Die Auffahrt ans Tageslicht erfolgt in 2 altertümlichen Förderkörben. Platzangst durfte man nicht haben!
Jährlich besuchen eine Mio. Menschen das Salzbergwerk 15 km südlich von Krakau. Ein Besuch ist – nach Voranmeldung auf jeden Fall sehenswert.
Abschied von Kraków (Krakau) nahmen wir im Café Wedel mit Blick auf die Marienkirche und auf die für Fahrgäste bereitstehenden weißen Pferdekutschen.
Mit der Lufthansa erreichten wir am Abend überpünktlich den Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt. Alle Passagiere konnten somit ihre Anschlussflüge vor dem Nachtflugverbot erreichen. Beim Weg zur Gepäckausgabe begegneten uns Crews aus so vielen Ländern, dass wir uns an die bunten Trachten des Folklorefestivals von Zakopane und an die EXPO in Hannover erinnert fühlten. |
Wappen des Salzbergwerks Wieliczka Kopalnia Soli
Salzskulpturen: Ein Bergmann übergibt Kinga einen Salzklumpen mit dem Verlobungsring
Hauptattraktion:
Abschied vom Krakauer Rynek mit der Marienkirche |
Wanderung um Krościenko nad Dunajcem
Wanderbericht: (10) Gorce-Gebirge
: Krościenko nad Dunajcem bis Rabka-Zdrój
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